Innenminister Herrmann, Kriminaldirektor Hausberger vom Landeskriminalamt und Kriminaloberrat Schade vom Polizeipräsidium Mittelfranken am Rednerpult
© Bayerisches Innenministerium

Cybercrime-Risiko so hoch wie nie zuvor: Herrmann zum Lagebild 2022

Nürnberg, 5. April 2023 (stmi). Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat heute in Nürnberg das Lagebild Cybercrime Bayern 2022 vorgestellt. „Das Risiko, in der digitalen Welt Opfer einer Straftat zu werden, ist so groß wie nie zuvor“, warnte Herrmann.

Neuer Höchststand bei der Internetkriminalität

Die Zahl der Straftaten mit dem Internet als Tatmittel hat 2022 mit 45.065 Fällen in Bayern einen neuen Höchststand erreicht, im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Jahr 2019 ein Anstieg um 51,6 Prozent (2019: 29.717 Fälle; 2021: 39.469 Fälle). Darunter fallen beispielsweise Beleidigungen in Sozialen Medien oder Betrugsdelikte auf Auktionsplattformen. Einen nennenswerten Anstieg gab es auch bei der Cybercrime im engeren Sinne, also beim Ausspähen von Daten, Schadsoftware und Computersabotage. Hier verzeichnete die Kriminalstatistik in Bayern von 2019 auf 2022 ein Plus von 10,2 Prozent auf 15.889 Straftaten (2019: 14.420 Fälle, 2021: 15.344 Fälle). Für den Innenminister steht fest: „Wir werden die Cybercrime-Bekämpfung in Bayern deutlich verstärken!“

Aufklärungsquote gesteigert

Gute Nachrichten hatte Herrmann bei der Zahl der aufgeklärten Fälle. Die Aufklärungsquote betrug 2022 bei Fällen mit Tatmittel Internet 52,5 Prozent (2019: 49,1 Prozent; 2021: 52,3 Prozent). „In den vergangenen zehn Jahren konnte die Bayerische Polizei die Aufklärungsquote hier um rund zehn Prozentpunkte steigern“, so Herrmann (2013: 42,7 Prozent). Die Aufklärungsquote im Bereich von Cybercrime im engeren Sinne lag im vergangenen Jahr bei 31,9 Prozent und damit im längerfristigen Vergleich im Mittelfeld.

Deutliche Verstärkung der Cybercrimebekämpfung

Laut Herrmann hat Bayern in den letzten Jahren eine schlagkräftige Cybersicherheitsarchitektur aufgebaut und die Kompetenzen der operativen Behörden und Einrichtungen mit Cybersicherheitsaufgaben in der 2020 geschaffenen ‚Cyberabwehr Bayern‘ gebündelt. Dadurch wird ein regelmäßiger Austausch zu relevanten Cybersicherheitsvorfällen in Bayern und ein abgestimmtes Vorgehen im Angriffsfall sichergestellt. Teilnehmer sind neben der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime beim Bayerischen Landeskriminalamt auch das Cyber-Allianz-Zentrum Bayern beim Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz, die Zentralstelle Cybercrime Bayern bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, das Landesamt für Datenschutzaufsicht, der Landesbeauftragte für den Datenschutz sowie das Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

Mehr IT-Spezialisten

„Insbesondere bei der Bayerischen Polizei haben wir in den letzten Jahren die Cybercrimebekämpfung deutlich verstärkt“, hob der Innenminister hervor. „Aktuell haben wir dort mehr als 400 IT-Spezialisten eingesetzt.“ Dabei handelt es sich um rund 300 speziell aus- und fortgebildete Ermittler sowie um rund 100 IT-Forensiker, die durch Sicherung und Aufbereitung der digitalen Spuren die Ermittlungen unterstützen. „Noch in diesem Jahr wollen wir weitere 20 IT-Kriminalisten einstellen“, kündigte Herrmann an. Außerdem verwies der Innenminister darauf, dass mittlerweile jede Kriminalpolizeiinspektion über eigene Kommissariate zur Verfolgung schwerwiegender Cybercrime-Delikte verfügt. „Zudem haben wir bei allen Landespolizeipräsidien und dem Landeskriminalamt sogenannte ‚Quick-Reaction-Teams‘ eingerichtet, um schnellstmöglich am Einsatzort digitale Spuren zu sichern“, ergänzte Herrmann. Außerdem erprobt derzeit das Polizeipräsidium Oberfranken bundesweit erstmalig den mobilen Einsatz eines vollwertigen IT-Forensiklabors. Dieses beinhaltet alle Geräte zur digitalen Beweissicherung sowie spezielle Arbeitsplätze zum Sichten und Sichern digitaler Beweise, Kostenpunkt 300.000 Euro.