Gedenken an die NS-"Euthanasie"-Opfer

+++ Update 24. Januar 2020: Die Ausstellung mit dem Titel "Gedenken an die Opfer des NS-"Euthanasie"-Programms" im Bayerischen Innenministerium wird wegen großer Nachfrage verlängert. Die seit Montag, 20. Januar öffentlich zugängliche Ausstellung wird auch von Montag, 27. Januar bis einschließlich Mittwoch, 29. Januar 2020 für Interessierte geöffnet sein. Die Ausstellung kann jeweils von 11 Uhr bis 14 Uhr im Innenhof des Innenministeriums, dem historischen Odeon am Odeonsplatz 3 in München, besichtigt werden. +++

München, 18. Januar 2020 (stmi). "Dieser grausame und kaum zu ertragende Teil unserer deutschen Vergangenheit und auch der Geschichte des Bayerischen Innenministeriums erfüllt uns alle mit tiefer Scham und Trauer." Das sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei einer Gedenkstunde für die NS-"Euthanasie"-Opfer.

Innenminister Herrmann trägt sich in ein Gästebuch der Ausstellung ein
© Sammy Minkoff

Der 18. Januar sei auf traurige und beschämende Weise mit dem Bayerischen Innenministerium verbunden, denn an diesem Tag vor 80 Jahren führte das damals für den Vollzug der NS‑Gesundheitspolitik zuständige Innenressort die erste Deportation von kranken und behinderten Menschen in Bayern durch. "Die als 'lebensunwert' eingestuften Patienten wurden von den Anstalten abgeholt und in eine Einrichtung mit Gaskammern gebracht und dort ermordet." Nicht produktiv arbeitende und pflegebedürftige Personen habe man verhungern lassen, hunderte Kinder mit Gift hingerichtet. Für Herrmann ein "Grauen, das einen buchstäblich fassungslos macht." Das klare Bekenntnis zu diesen menschenverachtenden Untaten und das Andenken an die Opfer seien Auftrag und Verpflichtung.

Dieses düstere Kapitel der Geschichte zeigt laut Herrmann, dass Humanität, Rechtsstaat und die Würde des Menschen keine Selbstverständlichkeit sind. Vielmehr zeige der Blick in die Vergangenheit, dass Demagogie, Verächtlichmachung der Demokratie sowie nicht zuletzt auch eine Verrohung der Sprache Nährboden und Wegbereiter des nationalsozialistischen Schreckensregimes gewesen seien.

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Ausstellung bis Freitag, 24. Januar geöffnet

Herrmann dankte den Initiatoren der Gedenkinitiative "Euthanasie"-Opfer München, dem Psychiater Prof. Dr. Michael von Cranach und der Historikerin Dr. Sybille von Tiedemann, die beide durch ihre Forschung die Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels unserer Geschichte maßgeblich vorangetrieben hätten. Viel zu lange hätten die Stimmen der Überlebenden und Angehörigen kaum Gehör gefunden. Der Gedenkinitiative sei es zu verdanken, dass die schrecklichen Ereignisse, bei denen psychisch kranke Menschen systematisch erfasst, verfolgt, deportiert und vernichtet wurden, heute nicht schön zu reden oder gar zu leugnen sind.

Der Bayerische Innenminister sagte in Erinnerung an die Menschenverachtung und Brutalität dieser Deportationen, dass man nicht hinnehmen dürfe, wenn geistige Brandstifter heute unverhohlen eine 180-Grad-Wende unserer deutschen Erinnerungskultur fordern oder den Holocaust zum "Vogelschiss" unserer Geschichte verharmlosen. Herrmann: "Und wir dürfen noch viel weniger zulassen, dass wieder mit zunehmender Intensität gehetzt wird – sei es im Netz oder der Wirklichkeit, sei es gegen Menschen mit Behinderung, Juden, Homosexuelle oder Migranten." Er forderte stattdessen dazu auf, unsere Werte wie Menschlichkeit, Respekt, Toleranz und Achtung vor der Würde eines jeden Einzelnen hochzuhalten. "Wir müssen diese Werte mit Leben füllen und, wo nötig, auch verteidigen."

Im Odeon des Innenministeriums ist vom 20. bis zum 24. Januar eine Ausstellung mit dem Titel "Gedenken an die Opfer des NS-"Euthanasie"-Programms" zu sehen. Die Ausstellung ist von jeweils 11 Uhr bis 14 Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet.

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